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KI und Theseus Schiff



In der heutigen Bildwelt verschwimmen die Grenzen zwischen klassischer Fotografie, digitaler Retusche und KI-generierten Inhalten zunehmend. Besonders in der Foodfotografie, in der Stil, Inszenierung und Stimmung entscheidend sind, stellt sich eine grundlegende Frage: Wann bleibt ein Bild mein Bild, wenn ich KI einsetze?

Ein Gedankenspiel hilft beim Nachdenken: das Theseus-Schiff-Paradoxon. Es fragt: Wenn man nach und nach alle Teile eines Schiffs ersetzt, ist es dann noch dasselbe Schiff?

Übertragen auf die Bildproduktion bedeutet das: Wenn ich mein Foto verändere, Teile ersetze, Effekte hinzufüge oder sogar komplett neue Elemente via KI erzeuge – bleibt es dann noch "mein Werk"?

Wirklich neu ist das nicht, aber doch anders. Schon vor den Möglichkeiten heutiger KI's haben Fotografen Stockbilder in den Hintergrund gebastelt, gestempelt, retuschiert und Pixel verschoben bis von dem eigentlichen Bild nur noch das Gerüst stand. Was ist jetzt anders?

Ein Prompt kann erfassen was ich möchte und das direkt an die Szene und die Lichtstimmung anpassen. Also nur ein Werkzeug!?


Ein Beispiel aus meiner Praxis

Ein Bild, das ich kürzlich erstellt habe, zeigt eine Szene mit Rumflaschen, einem Cocktailglas und einem Sonnenuntergang am Strand. Eine der Flaschen brennt wie ein Molotow-Cocktail – ein bewusst überspitztes, erzählerisches Motiv.

Auf den ersten Blick wirkt es wie ein klassisches Produktfoto. Doch bei genauerem Hinsehen wird klar: Dieses Bild ist ein hybrides Werk:

  • Die Flaschen und der Drink stammen aus einem realen Shooting.

  • Der Hintergrund (Sonnenuntergang, Palmen, Meer) ist KI-generiert.

  • Die Flamme und der Rauch sind digital eingefügt.

  • Die Animation wurde vom Bild übernommen und mit KI generiert.

Was bleibt dann noch "echt"? Und was bleibt meins?


Die Antwort liegt in der kreativen Kontrolle

Solange ich das Konzept entwickle, die Komposition plane, die Botschaft bestimme und die Elemente bewusst auswähle oder einsetze, bleibt das Bild in seiner Essenz mein Werk. Die Tools – seien es Photoshop, KI oder 3D-Software – sind dabei Mittel zum Zweck.

Die kreative Idee ist das, was zählt. Und sie ist nicht ersetzbar.



Warum das wichtig ist: Urheberrecht, Nutzungsrechte & Transparenz

Die Frage nach der Autorschaft ist nicht nur philosophisch interessant, sondern auch rechtlich relevant. Wer ein Bild erstellt, hat Urheberrechte daran. Doch bei KI-generierten Inhalten ist die Rechtslage oft unklar:

  • Wer ist der Urheber, wenn eine KI Teile erschafft?

  • Darf ich das Bild kommerziell nutzen, wenn Teile daraus nicht von mir stammen?

  • Wie transparent muss ich sein, wenn KI-Elemente enthalten sind?

Gerade bei Auftragsarbeiten, Werbung oder Lizenzvermarktung muss klar sein: Was stammt wirklich von mir? Was ist zugekauft, generiert oder remixiert? Nur so lassen sich Bildrechte sauber klären und potenzielle Konflikte vermeiden.

Das gezeigte Bild mit den Rumflaschen ist ein gutes Beispiel: Wenn ich dieses Motiv für eine Kampagne verwende, müsste ich nachweisen können, welche Teile aus eigener Hand stammen und ob für die KI-Elemente Nutzungsrechte oder Lizenzfragen bestehen.

  • Ist der Hintergrund KI-generiert oder ein Stockbild? Dann muss ich über die Nutzungsrechte dieses Materials Bescheid wissen.

  • Sind die Flammen von einer KI erzeugt? Dann ist unklar, ob das Werk urheberrechtlich schützbar ist – und ob ich es exklusiv nutzen darf.

  • Habe ich eigene Fotografie verwendet? Dann besteht ein klares Urheberrecht.

Diese Fragen müssen vor allem dann geklärt sein, wenn Dritte mit dem Bild arbeiten, es verbreiten oder kommerziell einsetzen wollen. Transparenz ist nicht nur eine ethische Frage, sondern eine rechtliche Absicherung.



Fazit: Mein Schiff, meine Regeln

Wenn du die Idee steuerst, die Inszenierung leitest und bewusst entscheidest, wie und warum du KI nutzt, dann bleibt das Bild dein Bild – auch wenn es technisch nicht mehr aus "reinen" fotografischen Bestandteilen besteht.

"Ich bin der Kapitän meines Bildes. Die KI ist mein Werkzeug, nicht mein Ersatz."

Ein modernes Bild ist oft kein reines Schiff mehr. Aber solange du derjenige bist, der es steuert, trägt es deinen Namen am Bug.


Lust auf mehr? Ich teile regelmäßig Gedanken zur Schnittstelle zwischen Fotografie, Storytelling und digitalen Tools. Folge mir hier oder schreib mir deine Meinung zum Thema – ich freue mich auf den Austausch!



 
 
 

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David Weimann | Hardtbergstrasse 20 | 53507 Dernau | Germany |

Tel 0049 170 9659916 | info@davidweimann.com

David Weimann ist professioneller Foodfotograf in Köln, Bonn und Düsseldorf. Spezialisiert auf kreative Food- und Getränkefotografie für Agenturen, Verlage und Marken.

© 2025 - David Weimann

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